Er fährt von der letzten Startposition aus zwei Mal aufs Podium. Er bricht an einem Rennwochenende mehrfach seinen eigenen Rundenrekord. Er ist SONAX Rookiemeister im ATS Formel 3 Cup und fährt fünf Rennen vor Saisonende den Meistertitel ein. Die Medien feierten Marvin Kirchhöfer schon vor der Saison als Favorit, dass der 19-Jährige aus Leipzig das Starterfeld aber so überzeugend hinter sich lässt, war nicht abzusehen. Wir haben Marvin Kirchhöfer aus der Oscherslebener Kaderschmiede Lotus am Morgen nach seinem Sieg getroffen. Ein Interview.

Marvin, wie geht es Dir heute?
„Ich muss sagen, ich bin ein wenig müde. Es ging gestern Abend mal eine Stunde länger als sonst. Die Stimmung ist aber super. Die ganze Anspannung ist abgefallen.“

Hast Du es schon verinnerlicht, der Meister 2013 im ATS Formel 3 Cup zu sein?
„Ich glaube, ganz ehrlich, so richtig begreifen werde ich das erst, wenn ich in Hockenheim bei der Siegerehrung bin.“

Was war am Ende ausschlaggebend, dass Du gewonnen hast?
„Ich denke, ich hab sehr, sehr viel vom letzten Jahr mitgenommen. Der Gustav Malja war ja mein härtester Gegner, aber ich hab mir die Rennen nochmal genau angesehen und er hat gerade drei oder vier Mal gewonnen, war aber sonst immer konstant Dritter oder Vierter. Und da wollte ich mir was abkucken und hab gesehen, dass es nicht unbedingt immer der Sieg ist, sondern die Konstanz. Und das war mein Schlüssel zum Erfolg, ich war fast immer auf dem Podium.“

Du bist ja auch im Förderprogramm von Deutsche Post Speed Academy.
„Das ist für mich eine Riesenmöglichkeit. Am Anfang hatte ich mir das alles gar nicht so vorstellen können, aber es ist der Wahnsinn! Wir werden gefördert und auch gefordert. Wie wir uns aufstellen, Interviews geben, wie man sich am Tisch benimmt. Es fängt ganz klein an und kommt in jedes Detail. Es geht im Rennsport nicht mehr nur um das, was auf, sondern auch neben der Rennstrecke passiert, und da ist das für mich die beste Nachwuchsförderung in Deutschland.“

Kannst Du ganz plakativ an einem Beispiel aufzeigen, wo Du ganz einfach besser bist?
„Mein Vater hat einen großen Anteil. Er macht neben seinem Hauptberuf noch hier was, aus Spass und Leidenschaft. Und wenn es nur die kleinen Dinge sind, zum Beispiel was organisieren. Und dann kommt noch die Zusammenarbeit mit meinem Ingenieur und meinem Mechaniker dazu. Wenn die Harmonie stimmt, ist das eine gute Voraussetzung.“

Was wird Dir von dieser Saison im Kopf hängen bleiben?
„Ich denke, wir haben einige spannende Rennen gehabt. Das fängt in Spa an, es war eines der schönsten Rennen für mich, dann vor dem heimischen Publikum auf dem Sachsenring. Ich hatte noch nie so viele Fans an der Strecke, das was super. Dass vielleicht nicht unbedingt Tolle, dass ich disqualifiziert wurde! Aber dann bin ich doch von ganz hinten fast nach ganz vorne gefahren. Das sind Momente, die mich sicher prägen und mich extrem weiter bringen in meiner Erfahrung.“

Nun hast Du ja das „Abitur des Motorsports“ mit Auszeichnung absolviert.
„Der ATS Formel 3 Cup war die beste Entscheidung, die ich hatte treffen können in meinem zweiten Jahr im Automobilsport. Am Anfang des Jahres war ich von der Erfahrung her noch nicht so weit wie andere hier. Das war für mich eine gute Richtung, weil man die Möglichkeit hat, neben den Rennen auch noch zu trainieren. Das ist sehr wichtig in jungen Jahren und hängt natürlich immer von der finanziellen Situation ab. Ich bin sehr froh, dass ich hier sehr viel Zeit auf der Strecke verbringen konnte.“

Nun kann jeder Fahrer im ATS Formel 3 Cup noch einen Preis neben der Rennstrecke gewinnen, den Ravenol Media Award. Bewirbst Du Dich?
„Ich finde, es ist eine gute Sache, dass man zeigt, was man neben der Rennstrecke noch alles machen kann. Und da ist natürlich auch die Zielsetzung, dass wir da vorne mitmischen. Was wir aber machen, wird noch nicht verraten. Es wird etwas Besonderes und etwas Einzigartiges werden.“

Wie geht’s denn nächstes Jahr weiter?
„Es gab einige Gespräche zum Thema FIA Formel 3 Europameisterschaft und GP3. Das ist abhängig vom Finanziellen und ich möchte mich auf jeden Fall wohlfühlen und das machen, worauf ich wirklich Lust habe. Ich will da auf meinen Instinkt hören. Ich hoffe, dass es mit dem Team Lotus weitergeht. Mein Ziel ist auf jeden Fall, in die Formel 1 zu gehen. Wir werden sehen.“

Steht schon etwas konkret im Terminkalender nach der Saison hier?
„Momentan sind es viele Termine. Ein Highlight wird eventuell ein Test in Abu Dhabi für die GP3, zum anderen fahre ich vielleicht auch mal bei der EM, aber das hängt alles von unseren finanziellen Möglichkeiten ab. Natürlich freue ich mich auf den DTM-Test im Herbst diesen Jahres, den mir der ATS Formel 3 Cup Titelgewinn und Volkswagen ermöglichen.“

Werden wir Dich auch beim ATS Formel 3 Cup wiedersehen?
„Auf alle Fälle werde ich mich nicht ganz verziehen. Ich war dieses Jahr sehr froh, hier dabei sein zu dürfen. Und ich denke mal, ich werde vorbeischauen und dem ein oder anderen Fahrer Tipps geben. Ich möchte an dieser Stelle unbedingt noch ein riesen Danke schön an meinen Teamchef und das komplette Team sagen. Dieses Jahr hätte es nicht besser laufen können. Jeder hat einen super Job gemacht. Ich bin sehr glücklich, dass ich dieses Jahr hier dabei sein durfte. Danke an das Team!“

Danke, Marvin, für dieses Gespräch! Wir freuen uns, wenn wir auch in Zukunft wieder von Dir hören werden, wünschen Dir viel Erfolg und einen perfekten Saisonabschluss in zwei Wochen in Hockenheim.